Haben wir eine Teilzeit-Pandemie?

Warum die Jugend weniger arbeiten will und warum Wohlstand unsere Leistungsbereitschaft beeinflusst.

Warum jede Arbeitskraft zählt!

Die Arbeitswelt heutzutage ist ziemlich komplex. Die meisten Menschen in Österreich haben Wohlstand und arbeiten, weil Sie sich ihr Leben verschönern wollen. In der heutigen Zeit ist eher die Frage, ob wir arbeiten wollen und nicht mehr, ob wir müssen, damit wir überleben können. Damit wir trotzdem täglich zur Arbeit gehen, gibt es Verträge in denen geregelt ist, wann man arbeiten muss, wieviel man arbeiten muss und wieviel Lohn man pro geleistete Stunde erhält. Diese Verträge sind die Grundlage, dass unser gesellschaftliches System stabil läuft und unsere Infrastruktur aufrechterhalten werden kann. Jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin ist ein kleines Zahnrad in einem großen Getriebe. Allein, wen man daran denkt wie viele Menschen indirekt daran beteiligt sind, wenn ich mit meinem Auto zur Arbeit fahre. Die Straßen mussten gebaut werden, die Straßen müssen erhalten werden, die Verkehrsschilder müssen gebaut, angebracht und gereinigt werden. Bis dahin haben wir aber erst die Straße. Natürlich brauche ich auch noch das Auto, die Reifen, den Treibstoff und so weiter. Hier wird erst deutlich, dass hunderttausende von Menschen und tausende von Arbeitsschritten erforderlich waren, um uns überhaupt erst die Fahrt zur Arbeit möglich zu machen. Man kann also sagen, unsere Arbeit ist der Beitrag, den wir zur Erhaltung unseres Systems leisten.

Durch Arbeit zu Wohlstand!

Die Einstellung zur Arbeit hat sich jedoch in den vergangenen Jahren stark verändert. Viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen, aus der Generation der Babyboomer (1946-1964) und der Generation X (1965-1980) haben es im Laufe ihres Lebens zu Reichtum und Wohlstand gebracht. Gerade diese Generationen sind oft in ärmeren Verhältnissen aufgewachsen und haben dadurch eine große Motivation entwickelt, sich bessere Verhältnisse für sich und Ihre Familien zu schaffen. Die Babyboomer haben viele Unternehmen gegründet und ein starkes Wirtschaftswachstum ermöglicht. So hat der Wohlstand auch die Mittelschicht erreicht und dazu geführt, dass Angestellte und Arbeiter sich schöne Häuser bauen konnten und auch noch Geld für die Freizeitgestaltung zur Seite legen konnten. Natürlich war das nur aufgrund fleißiger Arbeit und unzähliger Arbeitsstunden möglich. Die Generationen Babyboomer und X konnten Ihren Kindern dadurch bessere Ausbildungen ermöglichen und wollen Ihnen generell ein gutes Leben bieten, weil Sie oft nicht möchten, dass ihre Kinder im Leben so hart arbeiten müssen, wie Sie selbst. Das hat einerseits dazu geführt, dass die junge Generation in der Jugend oft wenig Berührungspunkte zur Arbeit hatte und Ihre gesamte Freizeit zur Lebensentfaltung nutzen dürfte. Andererseits hat körperliche Arbeit auch an Wertigkeit verloren, weil nur mehr Top-Ausbildungen und Studienabschlüsse zu zählen scheinen.

Ist die Jugend faul geworden?

Die logische Konsequenz daraus ist natürlich, dass die Jugend weniger arbeiten, will. Aber das muss uns doch allen bewusst sein. Wenn ich viel Freizeit gewohnt bin, will ich viel Freizeit behalten. Wenn ich von den Eltern ein großes Haus erbe, warum sollte ich mich dann auf Teufel komm raus auf ein Eigenes sparen? Wenn ich einen sinnlosen, aber gemütlichen Bürojob habe, warum sollte ich mich dann auf einer Baustelle bei Wind und Wetter abschinden? Wenn das Geld reicht, warum sollte ich dann Überstunden machen? Und genau das ist der springende Punkt. Das Geld. Solange man von den Leistungen der Eltern zehren kann, kann man selbst einen Gang zurückschalten. Und solange das Sozialsystem großzugig mit Unterstützungen zur Seite steht, wird man auch nicht unter der Brücke landen. Braucht man Geld zum Überleben, wird jede Arbeit und jede Überstunde dankbar übernommen.

An dieser Stelle muss ich aber auch noch eine Lanze für die Jugend brechen. Der Wohlstand beeinflusst nämlich nicht nur die junge Generation. Arbeitnehmer:innen, die nur noch wenige Jahre zur Pension haben, entscheiden sich oft mit Abschlägen früher in den Ruhestand zu gehen. Und die Gründe, warum es gemacht wird, sind simpel. Erstens, weil es möglich ist und zweitens, weil es an Geld nicht mangelt. Um fair zu bleiben: Verdient haben sie sich den Ruhestand auf jeden Fall.

Die gesunkene Leistungsbereitschaft und die Pensionswelle werden sich klarerweise auf die Wirtschaft auswirken. Möglicherweise wird auch der Wohlstand in der breiten Gesellschaft verringert und das könnte dazu führen, dass sich die Teilzeit-Pandemie von selbst wieder erledigt. Aber egal wie es kommt, wir müssen die Situation annehmen, weil auch in jeder Krise eine neue Chance liegt.

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